Der magische Klang der dreireihigen Harfe entlockte über historische und mythologische Grenzen hinweg entrückten Gemütern selige Seufzer:
“Sweetest touch with three sets of strings” – die dreireihige Harfe war die barocke Antwort auf eine immer verwegenere Harmonik und deren emanzipierte Melodien. Ihrem Spiel wurden magische Fähigkeiten nachgesagt, ob so auch die Sirene Partenope, die mythologische Gründerin Neapels einst die vorbei fahrenden Seeleute betörte?
Als konzertierendes Instrument am Musenhügel in der Oper Giulio Cesare von G.F. Händel, unterstreicht die Harfe den Eindruck des Unwirklichen. Ein weiterer Ergebener des Instruments war John Parry, ein blinder Harfenist, der die Musik Händels so verehrte, das er seine Lieblingsarien für Harfe adaptierte. Für die englische Upper Class spielte er in seinen Soloprogrammen u.a. Musik von Corelli und Händel, versehen mit englischen und schottischen Arien.
Internationale Händel-Festspiele Göttingen 2015
[…] Die Harfenistin stellt zu Beginn des Konzerts Komponisten aus Italien und Spanien vor. In Werken von Carlo Gesualdo, Ascanio Mayone, Antonio de Cabezón oder Giovanni de Macque hört man noch immer den Geist harmonischer Freiheit und der Suche nach neuen Ideen. Im zweiten Teil des Abends wechselt die Harfenistin nach England. Hier lassen Werke von Henry Purcell, Jeremy Clark oder John Parry die Inspiration durch schottische und irische Folklore durchscheinen.
Spieltechnisch schwebt die Österreicherin in höchsten Höhen. Grandios, wie sie das Concerto grosso op. 6 F-Dur von Arcangelo Corelli auf die Harfe reduziert und als Solostück interpretiert. Aufregend ihr Mut zu einer Improvisation. Diese führt gegen Ende des Konzerts zu Georg Friedrich Händel. Ihm huldigt sie mit zwei Miniaturen aus der Oper Giulio Cesare und der Suite Nr. 2 F-Dur (HWV 427). Man erkennt Händel auch auf der Solo-Harfe sofort: Voller Schönheit leuchten die für ihn so typischen starken Melodien. […]
— Udo Hinz, via goettinger-tageblatt.de